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Trollballspiele mit Hindernissen

Die Tsa Geweihte

Spielt noch ein Lied!“, rief Alena, Geweihte der Tsa, fröhlich.
Sie war mit ihrem Reisegefährten Ragnar Svenjason, frischgebackener Adeptus Minor der Schule der Hellsicht zu Thorwal in das neu gegründete Dorf Svennaholm gereist, um sich die Trollballspiele anzuschauen. Die Gründer Eilif, Svenna und Netanuk hatten ganze Arbeit geleistet und in der Taverne herrschte gute Stimmung unter den anreisenden Gästen. Und an was für einem bunten Tisch Alena doch sass. Da war Eduard Beorson von Grimmeneck mit seinem roten Barden Fred und Rahjala Rosenrausch, einer blauen Bardin, Lucan Velero, ein Schiffskapitän mit seinem Maat Tuanor, Balion, ein Schreiber, der die Dokumentation der Trollballspiele machen sollte und drei Maraskaner, die Tee aussschenkten und seltsame schwarze Päckchen auspackten.
Was habt ihr da?“, fragte Alena neugierig.
Oh, das ist Gimbab. Wollt ihr es probieren?“, sagte die Maraskanierin und reichte Alena ein Päckchen.
Mein Name ist Shioban Jinimajida und dies sind meine Begleiter.“, fügte die Frau hinzu und deute auf die beiden Männer neben ihr, die gerade von ihrem Tee kosteten.
Mann kann es essen?“, Alena betrachtete das Päckchen skeptisch. „Muss man es erst schälen?“
Nein, nein, beißt einfach rein.“
Alena biss vorsichtig in das Päckchen. Es schmeckte ein wenig nach Meer und war mit etwas weißen, klebrigen gefüllt, das keinen Geschmack zu haben schien.
Und, wie schmeckt es Euch?“, fragte Shioban.
mhm…“ Alena schluckte die Masse herunter und betrachtete das Päckchen.
Nun es ist nicht so ganz mein Geschmack. Vielleicht solltet ihr etwas Süßes hinzufügen wie Honig oder Beeren.“
Eine interessante Idee. Auf Maraskan füllt man sie manchmal mit rohem Fisch.“, sagte Shioban, nahm sich ein Päckchen und biss hinein.
Ein großer, kräftiger Mann in grün gekleidet ging an ihrem Tisch vorbei.
Oh, ich kenn euch, ihr seid der Bulle von Olport, nicht wahr?, rief Alena aufgeregt.
Richtig richtig.“, sagte der Mann und setzte sich an ihren Tisch.
Werdet ihr morgen mitspielen?“, fragte Alena.
Nein, nein. Ich habe genug Spiele gespielt. Ich werde ich die Spiele entscheiden…äh…überwachen.“
Und was glaubt Ihr, wer die besten Chancen hat?“
Die Mannschaften müssen sich morgen früh erst noch anmelden, aber die Sieger vom letzten Jahr, die Thowalschen Weiber, sind auch wieder dabei und die können auf jeden Fall was!“
Plötzlich erklang ein Schrei. Alena blickte zu Tür und sah eine blonde, junge Frau, die auf sie zugelaufen kam.
Der Bulle von Olport! Ich kann es kaum glauben, Euch hier zu sehen!“
Das Mädchen kniete nun vor dem Schiedsrichter und ergriff seine Hand.
Ich bewundere Euch und Eure Leistungen zu tiefst! Schon immer wollte ich Euch einmal treffen.“
Hübsches Mädchen, steh doch auf von dem schmutzigen Boden.“, sagte der Bulle.
Willst du dich nicht lieber auf meinen Schoß setzten?“
Er zog sie auf die Füsse. Sie lächelte ihn überglücklich an und setzte sich bereitwillig.
In dem Moment traten drei tropfnasse Gestalten ein, die sich sofort an das Feuer gesellten. Ihrem Aussehen nach kamen sie von den Zyklopeninseln.
Was ist denn mit Euch geschehen? Seid ihr hierher geschwommen?“, fragte Alena.
Nun, ja, der Käptn unseres Schiffes wollte nicht so nah ans Land kommen.“, antwortete einer der drei.
Habt ihr noch nichts von Beibooten gehört?“
Lucan Velero grinste. „Hier nehmt nen Schluck Rum, das wärmt euch wieder auf."Er reichte seine Flasche an einen der Zyklopäer.
Hier nehmt einen Becher warmen Tee.“, sagte einer von Shiobans Begleitern zu dem anderem Zyklopäer.
Habt vielen Dank für den Becher.“, antwortete dieser und nahm das dampfende Gefäß entgegen.
Da erklang von draußen ein Schrei.
EEEEEEEIIIIIIIIIIILIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIF!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
Svanna kam in die Taverne, stapfte auf Eilif zu, der an Alenas Nebentisch sass und packte ich an Ohr.
EILIF! HAST DU ORKS EIGENGELADEN?“
Auauauauauauauauau…Svenna, du tust mir weh!“, jammerte Eilif.
ICH HAB DIR DOCH GESAGT DAS ICH KEINE ORKS HIER HABEN WILL! DU KOMMST JETZT SOFORT MIT RAUS UND SAGST DENEN, DASS SIE VERSCHWINDEN SOLLEN!“
Svenna zerrte Eilif an seinem Ohr zur Tür heraus.
Lasst die Orks doch hier sein, wenn sie friedlich sind.“, sagte Ragnar.
Genau.“, fügte Alena hinzu. „Lasst uns alle miteinander fröhlich sein und die Trollballmeisterschaft feiern!“


Der Hetmann

Schön ist es hier in Svennaholm, dachte Netanuk Olgathorson von der Sippe der Thorbanger und blickte über den See. Es war noch gar nicht so lange her gewesen, dass Eilif beschlossen hatte mit Svenna hier ein neues Dorf zu gründen. Er hatte behauptet, dass ein Luftgeist ihm eine Karte gegeben hatte, die eine gute Stelle für eine neue Siedlung zeigte. Netanuk hielt das mit dem Luftgeist zwar für ausgemachten Blödsinn, aber dennoch hatte er zugesagt, mitzukommen, als die beiden ihn gefragt hatten.
Dies hatte natürlich bedeutet, dass er die Greyfenfelser hatte verlassen müsse. Umso erfreuter war Netanuk gewesen, dass der Baronske seiner Einladung zum Trollballturnier gefolgt war. So würden die unerbittlichen Greyfenfelser morgen alle vom Platz fegen. Netanuk bedauerte nur ein wenig, dass Hjora nicht in ihrer Mannschaft war, sondern wieder bei den Thorwalschen Weibern, mit denen sie schon letztes Jahr den Sieg errungen hatte, mitspielte.
Verstohlen blickte Netanuk zur Seite auf Hjorga Feuerhaar. Sie hatte sich auf den Rücken gelegt und betrachtete die Sterne.
Viel hatten sie schon miteinander erlebt. Sie war stets seine rechte Hand im Dienst zum Schutz des Baronske und sein Schild im Kampf gegen das Ungemach gewesen.
Zu Argalts, der alten Feste in den Greyfenfelser Landen, hatte sie an seiner Seite gestanden, als dunkle Mächte nach dem Lande gegriffen hatten. Sie allein hatte alle gedeckt als die Schattenwesen in den Innenhof eingedrungen und ihnen in den Rücken gefallen waren bis das Feld neu geordnet worden war.
Zu Haibuthar war sie gegen Elemente und Jünkerather gezogen und hatte ihn aus dem Schlachtgetümmel geholt und somit das Leben gerettet als er bereits blutend am Boden lag. Auch den Angriff auf die Gegner hatte sie bereitwillig mitgemacht und als die Greyfenfelser mitten im Dorf eingezingelt von Feinden waren, war sie es, die eine Bresche geschlagen hatte, die den Weg öffnete und den Rückzug ermöglichte.
Zu Elgern-Scharten hatte sie gegen Dämonen und Orks in der vordersten Reihe gekämpft. Sie war als letzte ohne Schild und nur noch mit einer Axt in der Hand, zurück in die Feste gekehrt und hatte dann Swafnir geehrt, in dem sie den Sieg feierte wie es nur eine Thorwalerin kann.
Dann vor wenigen Madaläufen hatte sie nach dem Tod des letzten Hetmanns den Posten der Hetfrau über die Thorbanger gefordert. Netanuk lächelte bei dieser Erinnerung. Er war der Einzige gewesen, der den Mut gehabt hatte, sich ihr entgegen zu stellen. Sie hatte für den Holmgang Axt, Schwert und Messer gewählt - drei Waffen, drei Schilder und dreimal das Blute, den neun Nornen zu Ehren. Der Kampf war der längste und härteste gewesen, welchen Netanuk jemals geführt hatte und nach vielen erbitterten Schlägen war es dazu gekommen, dass beide aus einer dritten Wunde bluteten. Sie hatte ihm den Sieg schenken und ihn als ihren neuen Hetmann ehren wollen, doch Netanuk hatte Swafnir den Entscheid überlassen. So hatten sie heute in Svennaholm noch einmal ihre Schwerter gekreuzt. Der Schlagabtausch war kurz und heftig gewesen. Swafnir hatte schließlich Netanuk den Sieg gegönnt, doch war Hjora nicht verärgert gewesen, sondern hatte mit ihm auf seinen Sieg getrunken und mit ihm gefeiert wie eine wahre Thorwalerin.
Nach einigen Hörnern des guten Gerstensafts hatte sie ihn gebeten, ihr doch ein wenig die Umgebung des Dorfes zu zeigen und nun waren sie hier am Ufer des Sees, in dem sie die Sternendecke spiegelte.
Eigentlich hatte Netanuk es sich nicht eingestehen wollen, aber jetzt bemerkte er, wie sehr er ihre Gesellschaft vermisst hatte. Es war schön, sie hier zu haben, so dicht bei ihr zu liegen und einfach nur ihre Gegenwart zu spüren.
Schau nur, eine Sternschnuppe!“, durchbrach Hjora die Stille und deutete in den Himmel.
Wünsch dir was.“, antwortete Netanuk.
Schon geschehen.“, sagte sie grinsend und richtete sich auf.
Was denn?“, fragte Netanuk neugierig.
Das darf ich doch nicht sagen, sonst geht es ja nicht in Erfüllung. Aber vielleicht kannst du mir ja bei der Erfüllung helfen.“
Sie rutschte ein wenig näher zu ihm heran.
Eigentlich wollte Netanuk etwas erwidern, aber nur ein Krächzen kam aus seinem Mund. Auch wurde ihm auf einmal ganz heiß, was wohl kaum an dieser warmen Spätsommernacht lag.
Na, was glaubst du, was ich mir gewünscht habe?“, flüsterte Hjora und kam noch näher – so nah, dass Netanuk selbst in dieser Dunkelheit ihre Sommersprossen erkennen konnte.
Plötzlich ertönte ein unheimliches Grollen, worauf ein lautes Platschen zu hören war. Erschrocken blickten beide auf den See. Etwas riesiges, monströses erhob sich daraus und kam schneller als erwartete auf sie zu. Schon fühlte Netanuk, wie ihn etwas am Fuß gepackt hatte und ihn ins Wasser zog. Verzweifelt suchte er etwas, um sich festzuhalten, aber bekam nur Gras und weiche Erde zu fassen. Als er schon halb im Wasser war, stand Hjora neben ihm am Ufer und schlug mit ihrer Axt auf das Monster ein.
Lass ihn los! Und geh zurück dorthin, wo du her gekommen bist!“, rief sie.
Das Monster brüllte auf und Netanuk spürte, wie es seinen Griff lockerte, so dass er sich ihm entwinden konnte. Schnell zog er sich zurück ans Ufer, wo Hjora sich sofort neben ihm niederkniete. Das Monster war verschwunden und nur noch ein paar Ringe auf der Wasseroberfläche zeugten davon, dass eben etwas aus dem See gekommen war.
Bei Swafnir, was war denn das? Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Hjora.
Ja, ich glaube, es geht mir gut.“, antwortete Netanuk keuchend. „Wir sollten zurück ins Dorf gehen und davon berichten.“
Hjora half ihm auf und gemeinsam machten sie sich zurück nach Svennaholm. Wie es schien hatte sie ihm wieder einmal das Leben gerettet.


Der Magier

Eigentlich hatte Ilmarjew Woldurjenko, Adeptus Maior der Schule der Beherrschung zu Neersand sich auf die Trollballspiele gefreut und jetzt stand er mit dem Magierzirkel, den er in Nostria kennen gelernt hatte, an diesem dunklem See, an dem gestern Abend ein Monster aufgetaucht war und versucht hatte, einen der Gründer des Dorfes in den See zu ziehen. Dieser schien sich von dem Wasser eine Art Vergiftung geholt zu haben, denn alle Körperteile, die das Wasser berührt hatten, hatten sich blau gefärbt.
Zu Untersuchungszwecken hatte jemand etwas Wasser aus dem See mitgebracht, was jedoch von so unheiliger Natur war, dass die Magier sich einige waren, das es keine andere Möglichkeit gab, als es zurück zu schütten.
Reza von der Schule der Hellsicht zu Thorwal hielt die Phiole in der Hand und sprach ein Gebet zu Efferd während sie ihren Inhalt in den See kippte. Unterdessen suchte Lindariel, der Elf, den Boden nach Spuren ab, während die Magier kritisch die Gegend betrachteten.
Meint ihr, wir tun wirklich das Richtige?“, fragte Adranon von der Lowanger Akademie der Verformungen.
Das wird sich zeigen. Jedoch ist dies wohl vorerst die beste Lösung.“, antwortete Hesindion Blutblatt, ein freischaffender Magier, der seine Scholarin Lajil wie immer an der Hand führte.
Nach der Analyse des Wassers kann ich nur sagen, dass schreckliche Mächte in diesem See hausen, die vernichtete werden müssen.“, fügte Pios vom Konzil der Elemente hinzu.
Lindariel war einigen Spuren, die er entdeckt haben musst, am Ufer entlang gefolgt und war jetzt zwischen dem hohen Schilf fast verschwunden.
Kommt her, ich hab was gefunden!“, rief er.
Sofort eilten die Magier geschlossen zu der Stelle und erblickten eine Zeichnung am Boden.
Ich denke, dass es sich hierbei um einen Beschwörungskreis handelt.“, sagte Adranon.
Das denke ich auch“, stimmte Hesindion zu. „Auch muss es sich um eine Beschwörung dunkler Mächte handeln. Seht nur diese Zeichen.“
Pios und Reza beugten sich herunter, um die Zeichen genauer zu analysieren. Nun sollten sie sich ruhig darum kümmern. Was gäbe Ilmarjew nicht darum, wenn er einmal an einen Ort kommen würde, an dem es keine dunklen Geheimnisse zu lösen gäbe. Finster blickte er auf den See heraus und erstarret.
Schaut nur!“, rief Ilmarjew und deutete auf den See.
Und tatsächlich waren dort nicht weit vom Ufer Ringe zu erkennen, die etwas im Wasser schlug.
Was ist das?“, rief Lajil verängstigt und wich ein paar Schritte zurück.
Sogleich tauchte etwas aus dem Wasser auf, das aussah wie ein Haufen Tang.
Das Monster!“, rief Pios.
Es muss das Wesen sein, das beschworen wurde.“, sagte Reza.
Es bewegt sich so langsam und unbeholfen wie ein Golem.“, spekulierte Adranon.
Ich finde, es sieht eher aus wie der tangbedeckte Kopf eines Kragenmolches.“, meinte Hesindion.
Aber seht euch doch nur die Form an, das kann unmöglich ein Krakenmolch sein.“, erwiderte Adranon.
Ähm, werte Kollegen, ich möchte eure Diskussion ja nur ungern unterbrechen, aber egal, was es ist, es ist uns schon recht nahe.“, warf Ilmarjew beunruhigt ein.
Und tatsächlich, obwohl sich das Wesen recht langsam zu bewegen schien, war es bis auf wenige Schritt heran gekommen.
Vielleicht lässt es ja mit sich reden.“, sagte Adranon.
Glaubt Ihr, es hat Verstand?“, fragte Reza.
Einen Versuch wäre es wert.“, erwiderte Adranon.
Hesinde zum Gruße...äh…Wasserwesen. Wir kommen in Frieden. Lass ab von deinem Tun und…äh…nenn uns dein Begehrt!“
Doch das Wesen antwortete nicht, sondern packte stattdessen Adranon, der vor Schmerz aufschrie.
Es scheint doch nicht friedlich zu sein.“, sagte Reza nachdenklich.
So tut doch was!“, rief Lajil.
Kurzerhand schlug Ilmarjew mit seinem Stab auf das Monster ein, woraufhin es aufbrüllte und Adranon los ließ.
Pios und Reza packten Adranon und trugen ihn fort. Die anderen folgten ihrem Beispiel und entfernten sich ebenfalls vom See.
Wir müssen ihn schnell hier wegbringen!“, rief Hesindion.
Ja, dann helft uns doch.“, keucht Reza.
Lindariel und Ilmarjew packten mit an und als sie sich weit genug vom See entfernt hatten, legten sie Adranon auf einer kleinen Lichtung ins Gras. Sofort machte sich Ilmarjew daran, seine Heilkünste an Adranon zu beweisen.
Er schreckte aus seiner Trance hoch, als er einen Aufschrei hörte. Lajil hatte sich hinter Hesindion versteckt, da mehrere bis an die Zähne bewaffnete Männer aus dem Wald getreten waren.
Na, was haben wir denn da.“, sagte ihr Anführer grinsend. „Ihr führt bestimmt einen schönen Batzen Gold mit euch, den ihr uns sicherlich gerne überlasst.“
Was fällt euch ein?“, rief Reza empört. „Wisst ihr denn nicht mit wem ihr sprecht?“
Oh doch.“, antwortete der Mann. „Ich spreche mit euch, die ihr töricht genug wart, unseren Wald zu betreten. Das kostet euch natürlich etwas.“
Einer der Männer war neben Ilmarjew getreten, der immer noch neben Adranon kniete, der langsam erwachte. Er schnappte sich den Hut von Ilmarjews Kopf und zog ihn sich auf.
So einen Hut wollte ich schon immer mal haben. Er steht mit sicherlich ganz vorzüglich.“
Er drehte sich zu den anderen Männern um, die laut lachten und johlten.
Gib das sofort zurück!“, rief Ilmarjew empört.
Und was willst du dagegen machen?“, antwortete der Räuber und tänzelte aus Ilmarjews Reichweite. Ilmarjews Augen verengten sich zu Schlitzen.
Das wirst du mir büßen! Blitz dich find, werde blind!“
Hey, das ist unfair!“, rief der Mann und rannte sogleich gegen einen Baum.
Sofort gingen die anderen Räuber zum Angriff über, aber die Magier waren nicht untätig und ließen die verschiedensten Zauber auf die Räuber einregnen, so dass diese schließlich die Flucht ergriffen.
Pios klopfte sich die Hände an der Robe ab und schüttelte den Kopf.
Dieses Pack hat doch nicht ernsthaft geglaubt, uns berauben zu können.“
Nun, wir haben sie wohl eines besseren belehrt.“, fügte Reza hinzu.
Aber mein Hut, sie haben meinen Hut mitgenommen!“, rief Ilmarjew verzweifelt. „Wenn ich die noch mal zu fassen bekomme, dann verwandele ich sie allesamt in kriechende Maden!“
Oder in Schafe.“, lachte Adranon, der sich mittlerweile wieder erholt zu haben schien. „Dann könnt Ihr sie scheren und einen neuen Hut daraus machen.“

Der Ingenieur

Eigentlich hatte Nitakis Nanduriopoulos gar nicht vorgehabt, nach Thorwal zu kommen, doch wo er schon einmal hier war, hatte er sich der Trollballhysterie angeschlossen und eine Mannschaft mit seinen Gefährten Nandurian und Falane, sowie Firutin, Shioban und Gerad gebildet. Jedoch bevor ihr Mannschaft Fra'Sor zu ihrem ersten Spiel antreten konnte, waren sie von Ereignissen überrascht worden, die ihnen wichtiger erschienen, als den Trollballpokal zu erringen. 
Eine Gruppe Kultisten hatten sich an dem See zu schaffen gemacht und einige Necker für ihre dunklen Beschwörungszeremonien geraubt. Eine Frau namens Reviana hatte einen Trupp bestehend aus einem Thorwaler namens Asleif, einem Medicus namens Rudger, einem Elf, der kein Garethi zu sprechen schien und einigen Greyfenfelsern zusammengestellt, an den sich die komplette Fra’Sor Mannschaft sofort angeschlossen hatte. Auch eine Bardin war mit ihnen mit gekommen, die aber durch ihr ständiges Musikzieren eher hinderlich bei der Verfolgung war.
Schnell hatten sie die Spuren der Kultisten aufgenommen und schlugen sich durch dichtes Unterholz, stets wachsam, da sie hinter dem nächstem Baum oder dem nächsten Strauch auf die Kultisten stossen konnten. Sogar die Bardin war verstummt, ob es jedoch daran lag, dass sie endlich zur Vernunft gekommen war oder an dem recht beschwerlich Weg, konnte Nitakis nicht sagen.
Plötzlich traten sie hinaus auf ein weites Feld. In der Ferne war eine Baumgruppe zu sehen, aus der Rauch hervor kam. 
Dort müssen sie sein. Schnell, folgt mir!“, rief Reviana und stürmte voran.
Und tatsächlich, als sie die Bäume erreichten, entdeckten sie einen grausig aussehenden Altar, der fürchterlich nach verfaultem Fisch stank, um den sich ein handvoll Kultisten in schwarzen Roben scharrten. 
Sofort gingen alle zum Angriff über, doch Nitakis blieb zurück und beugte sich über die Neckerin, die bewusstlos vor dem Altar lag. 
Als er sie berührte, um sie hoch zu heben, überkam es ihn wie eine Welle. Alles war in einem bläulichen Schimmer getaucht und er sah einen großen Fluss, der sich in einen See ergoss. Das Wasser bäumte sich auf, umschloss ihn und er hatte das Gefühl in Armen zu liegen, die ihm Geborgenheit gaben. Dann wurde Nitakis abrupt wieder in die Wirklichkeit zurück geworfen. Sofort nahm er die Neckerin in die Arme und rannte zum See. Dort ließ er das Wesen vorsichtig ins Wasser gleiten und als ihr Körper vollständig mit dem kühlen Nass bedeckt war, öffnete sie die Augen.
Habt dank, edler Retter.“, sagte sie mit einer Stimme, die wie das Plätschern eines kleinen Baches klang.
Gerne zu Diensten.“, erwiderte Nitakis. 
Der See ist immer noch nicht geheilt. Zerstört den Altar, er verursacht das vergiftete Wasser.“, fuhr die Neckerin fort.
Wir werden unser bestes geben.“, antwortete Nitakis.
Die Neckerin legte den Kopf schief als würde sie lauschen und sagte nach einer Weile.
Es ist bereits geschehen. Die Heilung des Sees kann beginnen.“
Was ist jedoch mit dem Wassermonster? Bedroht es euch nicht?“, fragte Niktakis.
Tangson ist nicht böse. Das schlechte Wasser vergiftet seine Sinne. Wird sich das Wasser klären, wird auch er wieder friedlich mit uns vereint leben.“
Die Neckerin legte wieder den Kopf schief und plötzlich machte sich Schrecken auf ihrem Gesicht breit.
Ihr müsst euch rüsten. Das Böse ist noch nicht geschlagen und der Tod wird aus dem See kommen. Es ist noch nicht vorbei.“
Was meint ihr damit?“, rief Nitakis, doch die Neckerin war schon in den Fluten verschwunden.

Der Seefahrer

Kann ich noch irgendwas für Euch tun?“, fragte die Heilerin, nachdem sie den Verband festgemacht hattte.
Tuanor röchelte und schüttelte den Kopf. Er deutete auf Ed, bei dem Rahjala gerade versuchte, dessen Blutungen, die aus seiner riesigen Bauchwunde kamen, mit einem Tischtuch zu stoppen.
Erschöpft lehnte sich Tuanor in seinem Stuhl zurück. Und dabei hatte der Abend so schön begonnen. Er hatte mit seiner Trollballmannschaft, dem bunten Haufen, die aus seinem Käptn, Ed und Fred bestand, vor der Taverne gesessen und mit Wein auf ihren heutigen Sieg getrunken. Rahjala, die mit ihnen nach Svennaholm gekommen war, aber nicht Trollballspielen wollte, hatte sich zu ihnen gesellt und sie hatten sich lustige Reime ausgedacht und gemeinsam gesungen. Schließlich als die Nacht herein gebrochen war, hatte ihn Rahjala gefragt, ob er nicht mit ihr zum Lagerfeuer spazieren wollte. Als sie es sich vor den knisternden Scheiten gerade gemütlich gemacht hatten, waren jedoch furchtbar aussehende Wasserleichen aus den Bäumen hervor getreten und Tuanor war sofort mit Rahjala zurück zum Dorf gerannt und hatten Alarm geschlagen.
Nachdem er Rahjala in die Taverne in Sicherheit gebracht hatte, war er sofort wieder hinaus gestürmt, um die Kämpfenden zu unterstützen. Er hatte mit seinen Säbel viele Male auf einige Wasserleichen eingeschlagen, jedoch schienen seine Hiebe kaum etwas auszurichten. Schließlich hatte ihn eins dieser vermaledeiten Geschöpfe am Hals erwischt und es war ihm gerade noch gelungen, sich in die Taverne zurück zu schleppen während er versuchte, das Blut zu stoppen, dass aus seiner Kehle rann. So bald würde er wohl nicht mehr mit Rahjala singen und reimen können.
Tuanor blickte sich in der Taverne um. Von draußen wie von drinnen erklang Stöhnen und Schreien und es schienen immer mehr Verwundete ihren Weg in die Taverne zu finden.
Dort in der Ecke hockte Rahjala und redete auf einen der Zyklopäer ein, der in eine Decke eingewickelt war. Daneben lag der Travia Geweihte und rief verzweifelt nach seiner Frau Jolinde. Fred kam herein getorkelt und stürzte zu Boden. Auf seinem Rücken befand sich eine klaffende Wunde, um die sich die Heilerin sofort zu kümmern begann.
Was ist mit Lucan? Habt ihr den Käpt gesehen?“, wollte Tuanor fragen, doch wiederum kam nur ein Röcheln aus seinem Munde.
Schließlich schienen sich alle Überlebenden in der Taverne zu sammeln. Erschöpfung und Verzweiflung war in ihren Gesichtern zu erkennen, während die Untoten sich gegen die verbarrikadierte Tür warfen und versuchten, durch die Fenster herein zu kommen. Selbst die Rondra Geweihte schien hilflos im Raum zu stehen und an der aussichtslosen Lage zu verzweifeln. Schließlich richtete sie sich jedoch wieder zu ihrer vollen Größe auf.
Alle, die noch eine Waffe halten können, sollen sich mit mir hier sammeln und einen letzten Ausfall wagen!“, rief sie.
Sofort packte Tuanor seinen Säbel und stand auf. Ein kleiner Trupp sammelte sich am Eingang und machte sich bereit für einen letzten Stürm, die Rondra Geweihte voran.
Für Rondra!“, rief sie.
Für Rondra!“, antworteten alle im Chor, nur aus Tuanors Mund kam nichts als ein Röcheln. Grimmig verzog er das Gesicht. Vielleicht konnte er nicht mehr Sprechen, aber Kämpfen konnte er allemal.




Die Trollballspielerin


„Los, macht euch schon mal warm!“, forderte Jandara Liskolfdottir ihre Mitspieler auf. Sofort begannen die Thorwalschen Weiber sich ausgiebig zu dehnen und achteten dabei darauf, dass sie immer im Blick des Schiedsrichters blieben.
Gestern war ein erfolgreicher Spieltag gewesen. Die Gjalskerländer und die rote Horde waren rausgeflogen und der bunte Haufen und die unerbittlichen Greyfenfelser hatten soeben um den dritten und vierten Platz gekämpft. Es war sehr amüsant gewesen, ihnen dabei zuzusehen, denn sie hatten neue Spielweisen wie das Zeitlupenspiel, den Maat-Ball-Ersatz und den Bulle-von-Olport-Haufen ausprobiert. Doch die Thorwalschen Weiber würden sich nicht mit solchen Mätzchen abgeben und den Bullenrasslern zeigen, wie man richtig Trollball spielt, was sie ihnen ja eigentlich schon gestern zur genüge bewiesen hatte. 
Leider hatten die Thorwalschen Weiber aber gestern auch einen Verlust hinnehmen müssen, zwar nicht bei den Spielen, aber während der Angriffe dieser grausigen Wasserleichen. Hjorga, ihre Stürmerin und tapfere Kämpferin der Greyfenfelser war im Kampf gefallen und als die Untoten zurück geschlagen waren, hatte eine berührende Beerdingungszeremonie stattgefunden, in der Hjoras sterbliche Überreste den Flammen übergeben worden waren. Auch die Endspiele waren nun ihr gewidmet, denn vor dem ersten Spiel des Tages hatte Netanuk noch einmal an sie erinnert und ihre Asche auf dem Feld verstreut. So war sie zumindest im Geiste mit ihnen. Glücklicherweise hatten die Thorwalschen Weiber jedoch schnell einen Ersatz für Hjora finden können, denn ein Mädchen namens Hannah hatte sich gemeldet, ihren Platz einzunehmen, die, das musste Jandara zugeben, eine gewisse Ähnlichkeit mit Hjorga besaß. Sie hoffte nur, dass sie auch ebenso eine gute Trollballspielerin wie Hjora war. 
Auch das Publikum schien sich für das Endspiel besonders heraus geputzt zu haben, denn Jandara hatte eine Maraskanerin gesehen, die sich aus einer Möhre einen Haarschmuck gebastelt hatte.
Jandara bemerkte, wie der Blick des Schiedsrichters auf ihr ruhte und so dass sie sich für ihn lang steckte und ihm zulächelte. Er schien ihr Lächeln jedoch nicht zu sehen, da sein Blick wohl andere Teile ihres Körpers gerichtet waren. Da tippte ihn der Schreiber an und sagte etwas zu ihm. Der Bulle von Olport schüttelte sich kurz und erhob sein Sprechrohr.
WIR KOMMEN NUN ZUM LETZTEN SPIEL: DIE GLAMORÖSEN, UNSCHLAGBAREN, VOLLKOMMENEN UND ÜBERAUS TAPFEREN THORWALSCHEN WEIBER GEGEN DIE BULLENRASSLER! MÖGE HART, ABER FAIR GEKÄMPFT WERDEN!“
Sofort stimmte Eilif einen Schlachtgesang an:
THORWAHLSCHE WEIBER OOHUIIIIII!!!!!!!!“
Jandara und ihre Mitspielerinnen begaben sich in Position am einen Ende des Spielfelds und schauten die Bullenrassler grimmig an. Und los ging es. Das Spiel war hart und trotz übler Fouls auf Seiten der Bullenrassler wie den unerlaubten Weitwurf oder dem fehlerhaften Knüppeleinsatz, gelang es den Weibern einen haushohen Sieg davon zu tragen.
Jandara schloss jubelnd ihre Mitspielerinnen in die Arme und nicht nur der Schiedsrichter und Eilif schienen sich ernsthaft für sie zu freuen. Doch als Eilif ihnen den wohlverdienten Pokal übergeben wollte, war dieser verschwunden.
WER HAT DEN POKAL GEKLAUT? GEBT IHN SOFORT ZURÜCK!“, schrie Svenna.
Wer den Pokal zurück bring, bekommt eine Flasche Met!“, fügte Eilif hinzu. Sofort begannen alle mit der Suche und schließlich brachte einer der Maraskaner den Pokal zurück, der wohl einsam und allein vor der Taverne gestanden hatte.
Nach der feierlichen Übergabe, stellten sich Svenna und Eilif vor das versammelte Publikum und hielten eine Rede:
Liebe Gäste,“, begann Svenna. „Schön, dass ihr alle dieses Jahr gekommen seid, um unser neues Dorf einzuweihen. Wir hoffen, dass euch die Trollballspiele gefallen haben und dass ihr nächstes Jahr alle wiederkommt, denn dann wird nicht nur ein weiteres Trollballturnier stattfinden, sondern…“, sie blickte Eilif an, der in die Luft starrte. „Eilif!“, sie knuffte ihn in die Seite. Eilif schreckte auf. „Was?“ Er erhaschte Svennas Blick, der sich langsam aber sicher verdüsterte. “Äh…ach so ja…also…“, Eilif schaute nervös in die Runde. „Ähm ja, also der Traviageweihte meinte…also…äh…also Svenna und ich…also…wir…öhm…ja…werden dann wohl nächstes Jahr…weil der Traviageweihte…und so…“ 
Svenna trat Eilif auf den Fuß. „Nun sag schon!“
Äh ja…“ Eilif holte tief Luft. „Also nächstes Jahr werden Svenna und ich…ähm…den Traviabund eingehen.“
Und ihr seid natürlich alle herzlich eingeladen!“, fügte Svenna hinzu.
Ja alle, außer einige.“, sagte Eilif.
Genau“, sagte Svenna. „Einige wollen wir hier nicht mehr haben.“
Äh ja, Schreiber schreib mal auf.“, rief Eilif. „Und zwar wollen wir keine Traviamänner außer Travian Herdmann natürlich, keine Fjarninger und keine haarigen Hinterteile – vor allem aus Greyfenfels. Und Diebe, Räuber und Hehler können uns auch gestohlen bleiben.“
Außerdem wollen wir hier auch keine Orks und kein Pack mehr sehen.“, fügte Svenna hinzu. 
Ja, und gruselige Barden und nervige Trommeln sollen auch weg bleiben.“, sagte Eilif, der gerade so richtig in Fahrt zu kommen schien. „Und Schiedsrichterverklopper, Pokalklauer und Seemonster wollen wir auch nie wieder hier in Svennaholm haben. So…ich glaube, das wars.“ 
Er blickte Svenna fragend an, die zustimmend nickte.
 Plötzlich kam ein Wind auf, der sich immer stärker zu einem Wirbel zusammen schloss. Schließlich entstand daraus ein blau schimmerndes, fast durchsichtiges Wesen, das munter um die Dorfgründer herumwirbelte. 
Hallo Eilif!“, säuselte es. „Na, hab ich dir nicht einen guten Platz für dein Dorf ausgesucht?“
Eilif war völlig verdattert und brachte kein Wort heraus.
Ich hatte auf jeden Fall einen Heidenspaß, euch zu beobachten!“, fügte das Wesen hinzu. „Und ich freu mich schon darauf, zu sehen, was ihr bei den nächsten Trollballspielen anstellen werdet!“





Der Seefahrer

Was für ein angenehmer Tag es gewesen war. Tuanor streckte sich und starrte mit schläfrigem Blick in die Glut des verlöschenden Lagerfeuers.
Zuerst war er wütend auf die Mannschaft der Irgendwas mit Hai gewesen, da keiner die Zeit gefunden hatte, mit aufs Heereslager zu kommen, das sie auf die schwarzen Lande vorbereiten sollte, doch er konnte auch ohne sie Spass haben.
An den Truppenmanövern hatte er mit großen Enthusiasmus teilgenommen und die Vorträge der Magier über schwarze Magie und Dämonen, die sie in den schwarzen Landen erwarten konnten, waren durchaus interessant gewesen. Einer hatte von unsichtbaren, geflügelten Augendämonen erzählt, doch Tuanor war sofort eine gute Erkennungsstrategie eingefallen, nämlich einfach Sand zu werfen, denn dieser würde nicht nur ihre Form erkennen lassen, sondern sie zusätzlich auch blenden.
Der Sand hatte ihn auf eine Idee gebracht und er hatte ein Rätsel für den Diener des Phexes geschmiedet, dass zu einer Silbermünze im Sandkasten führte. Für jede Lösungshilfe hatte Tuanor einen Silber verlangt, so dass er schließlich vier klimpernde Silbermünzen in den Händen hielt, wovon er am Ende aber wieder die Hälfte im Phexschrein gelassen hatte. 
Am Abend wurde der Geburtstag des Herrn Felian von Bärenstein mit einem rauschendem Fest gefeiert, bei dem die Bärensteiner nicht nur großzügig mit Essen und Getränken waren, sondern bei dem auch noch eine Feuerschau zu Ehren des Herrn von Bärenstein aufgeführt wurde.
Auf diesem Fest hatte Tuanor auch Rahjala wieder getroffen, die er seit den letzten Trollballmeisterschaften nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte zwei magischen Würfel dabei, von denen einer immer die Wahrheit verkündete. Dies begeisterte die recht feucht-fröhliche Tischrunde so sehr, dass sie sogleich den Würfelkult gründeten, bei dem Rahjala vom Würfel selbst zur Hohepriesterin ernannt wurde. Natürlich gab es auch einige Regeln einzuhalten und wer sie brach, über den richtete der zweite Würfel, zu dessen Meister Tuanor höchst persönlich ernannt wurde. Nach einer Weile entbrannten jedoch Streitigkeiten über die Gebote des Würfels, so dass sich eine Gruppe von den traditionellen Würfelianern abspaltete und einen reformierten Würfelkult gründete. 
Nach vielen weisen Antworten des Würfels, langen und lustigen Diskussionen und einer Menge Gerstensaft hatte sich die Festgesellschaft schließlich aufgelöst, doch Tuanor war mit Rahjala noch zum letzten Lagerfeuer geschlendert, um den Morgen zu begrüßen.
Nach dieser langen Nacht hatte die Glut des Feuers fast schon eine hypnotische Wirkung und Tuanor gingen die seltsamsten Gedanken durch den Kopf. Wenn ein Eiche von einem Blitz gespalten würde, wäre sie dann dasselbe wie zwei Birken, zwischen denen immer eine Hexe steht? Und wenn die Hexe weg flöge und der Baum dann umfiele, würde er dann ein Geräusch machen, da doch niemand mehr da war, es zu hören?
"Bist du sicher, dass du ihn nirgendwo gesehen hast?", 
riss Rahjala ihn aus seinen Gedanken.
"Wen? Den Baum?", fragte Tuanor verwirrt.
"Nein, Tamlin von Weidenau.", erwiderte Rahjala.
"Ach so.", antwortete Tuanor und wendete sich ihr zu."Nein, immer noch nicht."
"Ist ja gut.", sagte Rahjala traurig und starrte wieder in die Glut. 
"Hey, vergiss doch diesen Adelschnösel."
Er legte tröstend den Arm um sie und deutete auf die am Horizont aufgehende Sonne.

"Ein neuer Tag beginnt."




Geheimnisse am Finsterkammpass

Der Händler

Es war eine Katastrophe! Zwanzig Jahre schon war seine Familie von Punin nach Lowangen mit ihren Handelswaren gereist und ausgerechnet jetzt, wo er, Jussufa ’ab ’al Sharaf, in der Taverne „Letzte Rast“ eintraf, war der Finsterkamm Pass eingestürzt! Nicht nur das die Waren weiter mussten, denn es galt Termine einzuhalten, auch war dies kein Ort, an dem sich Jussufa gerne lange aufhalten wollte, aber er versuchte das Beste daraus zu machen.
An seinen Stand war zunächst niemand gekommen, außer einer Schreiberin, mit der er einen Tee getrunken, die aber nichts gekauft hatte. Dann hatte er seinen Korb gepackt und war losgezogen, um einige Waren und Münzen den Besitzer wechseln zu lassen.
Über den Tag hinweg waren noch einige weitere Reisende hier gestrandet und ein prachtvoller, goldener Ring wechselte nach einem sehr guten Verkaufsgespräch in den Besitz des Magiers Kazan. Bei so etwas musste man sich Zeit lassen, einen guten Tee trinken und erst mal ein wenig plaudern bis man dann zu den Waren kam.
Bei dem Versuch eines Verkaufsgesprächs mit einem Elfen, gab dieser Jussufa einen Kupfer, aber wollte nichts dafür haben. Sehr seltsam diese Spitzohren.
Als er die Feuerstelle vor dem Zelt des Travia Geweihten Herdmann und seiner Frau Jolinde aufgesuchte, hatte er eigentlich nicht geglaubt, dort etwas verkaufen zu können. Aber bei einem netten Plausch und vorzüglichen Tee aus Äpfeln hatte sich Travian von Radsbeck, ein Mann von Adel dazu gesellt. Dieser wollte ein Aufruf an alle tapferen Kämpfer verfasst haben, was Jussufa sogleich der Schreiberin in Auftrag gab.
Das Zahori-Pack ließ er links liegen und machte sich sogleich auf zur nächsten Feuerstelle neben dem Vorburgtor vor einem großen gelb schwarz gestreiften Zelt, vor dem zwei große Holzstühle aufgestellt waren. Dieses bewohnte ein Magier mit einigen Kriegern und zwei Goblins. Wie konnte man nur so stinkende Rotpelze beschäftigen? Einer der Krieger, Jaan, dem das Sprechen nicht so einfach zu fallen schien, hatte wohl seinen Kriegerbrief verloren, einen Auftrag, den er sogleich an die Schreiberin weiter gab.
Gerade als sie sich für später verabredet und verabschiedet hatten, wurden plötzlich Schreie laut. Orks griffen die Vorburg an. Sofort flüchtete Jussufa mit einigen anderen in die Burg und suchte Schutz weit weg vom Burgtor. Den Schwarzpelzen gelang es auch tatsächlich bis zu diesem vorzudringen als Jussufa einen klagenden Aufschrei hörte. Der Rondra Geweihte war gefallen! Dies war wahrlich kein gutes Omen. Schließlich zogen sich die Schwarzpelze zurück mit der Forderung, morgen zur Praiosstunde einige Schmuggler ausgeliefert zu bekommen. Nun mit Schmugglern wollte Jussufa nichts zu tun haben, so dass er, als sich die ganze Aufregung wieder etwas gelegt hatte, erst einmal in die Taverne ging, um sich dort einen Schluck auf den Schock zu gönnen.
In die Taverne, hatten sich mittlerweile wieder mehr Menschen eingefunden hatten und ein Barde in rotem Gewand versuchte für Stimmung zu sorgen, was ihm jedoch nicht so recht gelingen mochte, da er seine Kunst nicht besonders zu beherrschen schien. Schließlich trat ein Mann mit einem Leopardenfell und einer Spitzhacke, der behauptete Goldsucher zu sein, auf Jussafa zu und war sehr interessiert an Schmuck für eine hübsche junge Frau. Er bat Jussufa die ausgewählten Stücke ein paar Tage für ihn zurück zu halten. Zwar sah er eher aus wie ein mittelloser Wilder, aber er behauptete, dass er bald an sehr viel Gold kommen würde.
Dann hatte ihn die Schreiberin weggeholt, die den Kriegerbrief fertig gestellt hatte und er war mit ihr zum Zelt am Burgtor gewandert, um das Schriftstück zu übergeben.
Am Tor stand ein Mann mit einer Axt und einer mit einem großen Hammer, mit denen sich die Schreiberin gerade unterhielt. Mit denen würde Jussufa kein Geschäft machen können.
Ach, wenn der Pass nur bald geräumt würde. Jussufa schaute sehnsüchtig zum Tor hinaus. Er musste schnell hier fort. Nicht nur wegen den Waren, die schnell nach Lohwangen mussten, oder der Orks, die mit weiteren Angriffen drohten, sondern auch wegen einer anderen unbeglichenen Schuld.
Plötzlich wurde Jussufa bewusst, auf was er da starrte. Dort waren zwei, nein drei tanzende, rote Lichter und leise hörte er den Klang einer Flöte. Die Wachen waren immer noch in ein Gespräch mit der Schreiberin vertieft.
Ich glaube, das ihr euch ansehen solltet.“, sagte Jussufa.




Der Leibwächter

Wieso war Torn Grosshammer bloß auf die Idee gekommen, das Finsterkamm Gebirge zu überqueren. Jetzt war die Passstraße eingestürzt und er saß in dieser blöden Burg fest, die ständig von Schwarzpelzen überfallen wurde. Sie hatten sich noch nicht mal an ihre Abmachung gehalten, erst am nächsten Tag wiederzukommen, um diese Schmuggler abzuholen, sondern hatten einfach mal mitten in der Nacht einen weiteren Angriff durchgeführt, so dass alle Burgwachen bis auf den Weibel in Borons Hallen waren. 
Und dann waren da noch diese seltsamen roten Lichter gewesen, die von einer Flöte begleitet wurden, aber verschwanden, sobald man sich ihnen näherte.
Heute war der Bärensteiner Orden als Verstärkung angerückt und hatte erst mal das Ruder übernommen. Torn zweifelte allerdings ein wenig an ihrer Kompetenz. Zum einen hatten sie einen Elf an den Pranger gestellte, der nicht zur Tagwache erschienen war obwohl er für die Nachtwache eingeteilt gewesen war und diese Geschichtenschreiberin hatte sich auch schon über sie beschwert, weil die Bärensteiner sie aus der Burg schmeißen wollten. Das würde Torn jedoch nicht zulassen. Zu ihm war sie bisher nämlich immer nett gewesen.
Dann hatten einige Leute behauptet, ihre Waffen seien ihnen gestohlen worden. Torn konnte das nicht passieren. Niemand würde sich zu nah an seinen Hammer wagen, wenn er ihn nicht zu spüren bekommen wollte. 
Immerhin hatte Torn seine Dienste einem Magierpaar angeboten, die einen Leibwächter suchten, so dass er wenigstens was zu tun hatte, wofür er Geld bekam. Die hohen Magister hatten irgendwie so einem Mann mit Leopardenfell und Spitzhacke eine Karte abgenommen, die zu einem hohlen Baum führt, in dem wiederum eine Karte war. Der arme Tölpel war daraufhin an den Pranger gestellt und von der Inquisition verhört worden und musste sogar mit Blut schwören das er nichts wusste – wovon auch immer. Die Inquisition schien auf jeden Fall zufrieden zu sein, denn der Mann wurde wieder frei gelassen.
Seine Dienstgeber und einige andere gelehrte Damen und Herren waren dann unter Torns Schutz dem Weg der zweiten Karte gefolgt, die zu einem kleinem Steinhaus führte, in dem man dann denselben Leopardenfell Mann gefunden hatte. Diesmal blutete er aber nicht nur an der, sondern auch aus sämtlichen Körperöffnungen, was ihn bald in Bororns Hallen brachte. Die gebildeten Herrschaften hatten irgendwas von blutigem Gold und einem Geist, der den Mann besessen und schließlich getötet hatte, geredet, aber dabei so viele seltsame Worte benutzt, dass Torn bald den Faden verloren hatte. Auch waren in dem Haus noch eine Menge anderer seltsamer Dinge, wie eine Fee in einem Käfig und viele kleine Fläschchen und anderes Zeug, von dem sich Torn lieber fern hielt. Er hatte lieber die Hütte verlassen und hielt nun auf seinen großen Hammer gestützt Wache und beobachtete die Umgebung. 
Plötzlich kam ein Schrei aus dem Haus und Torn stürzte sofort herein, seinen Hammer zum Schlag erhoben. Doch im Haus war kein Ork oder oder irgendeine andere offensichtliche Bedrohung. Nur die ganzen hohen Herrschaften, die um die Magierin Delilah herum standen, welche am Boden lag und sich die Hände vors Gesicht hielt.
Ich kann nichts mehr sehen…geblendet…zu starke magische Stränge….“, stammelte sie.
Sofort beugten sich mehrere Leute zu ihr runter und redeten auf sie ein. Langsam ließ Torn seinen Hammer sinken. Einen Ork hätte er sofort zu Brei gehauen, aber magische Stränge? Er runzelte die Stirn. Naja, die hohen Herrschaften wussten schon, was sie da taten.




Die Magierin

Delilah sass mit ihrem Gefährten Kazan in der Taverne und merkte, wie langsam ihr Augenlicht zurückkehrte. Was gingen hier nur wieder für unheilige Dinge vor? Kaum waren sie hier am Pass gestrandet, schon hatten sich neue Rätsel ergeben, die es zu lösen galt. Wie es schien hatte der Baron einen Halbbruder namens Hansgar gehabt, der der Sohn der Wirtin „Zur letzten Rast“ war. Dieser war jedoch vor einem Jahr verbrannt worden, da er mit dunklen Mächten paktiert hatte. Die Karte, die sie dem Goldsucher abgenommen hatten, hatte nun zu Hansgars alter Hütte im Wald geführt, in dem wahrlich seltsame Dinge lagerten. Nicht nur, das man eine Fee in einem Käfig gefunden hatte, die Hansgar wohl dort eingesperrt hatte, sondern auch diverse Gifte, die äußerst gefährlich schienen und die sofort in Gewahrsam genommen worden waren.
Als Delilah versucht hatte, die magische Aura der Hütte zu erkennen, erschienen die magischen Stränge so gleißend, dass sie geblendet worden war. Zuvor hatte sie aber noch einen Blick auf ein Tor erhaschen könne, das vermutlich in die Feenwelt führte. Das musste unbedingt näher untersucht werden. Auch hatte man in dem Haus einen Pachtvertrag der Taverne gefunden, der mit einer fremden Magie belegt gewesen zu sein schien. Was das alles wohl bedeuten mochte?
Schankmaid, noch einen Tee für meine Gefährtin.“, hörte Delilah Kazan rufen.
Als Delilah Schritte bemerkte, die sich ihrem Tisch näherten und schließlich das Klirren einer Tasse, die vor ihr abgestellt wurde, richtete sie ihren Blick auf die verschwommene Gestalt einer Frau.
Du bist die Schankmaid?“
Ja, hohe Dame.“, antwortete eine liebliche Stimme.
Wie heißt du, mein Kind?“
Brajane.“, antwortete das Mädchen.
Sag Brajane,“ fuhr Delilah fort. „Bist du schon lange hier angestellt?“
Ja, schon seit einigen Jahren.“
Dann hast du bestimmt auch einmal Hansgar, den Sohn der Wirtin kennen gelernt.“
Das Mädchen schwieg.
Nun?“, fragte Delilah etwas forscher.
Er…er war mein Ehemann.“, sagte das Mädchen zögernd und Delilah hörte ein Zittern in ihrer Stimme. Ob diese jedoch auf Schmerz oder Angst zurück zu führen war, konnte Delilah nicht genau bestimmen. Ihr Ehemann also, das wurde ja immer interessanter.
Kannst du mir vielleicht auch sagen, weshalb Hansgar verurteilt wurde?“
Wieder schweigen.
Was ist denn damals geschehen?“, formulierte Delilah ihre Frage um.
Nach einer weiteren Weile des Schweigens antwortete das Mädchen zaghaft.
Es war…nun…er brauchte das Gold…irgendwie mussten wir doch…und diese Händler…er wollte es nicht…keine Wahl…“
Delilah höre ein lautes Schluchzen und sah verschwommen, wie die Schankmaid herumwirbelte und aus der Taverne rannte. Das klang doch alles recht verdächtig. Diese Brajane würde Delilah später wohl noch einmal zur Rede stellen müssen.




Der Soldat


„Jetzt halt doch endlich mal dein Maul!“,
schnauzte Roderick Fred den Barden an, der auf seiner kleinen Laute klampfte und schreckliche Töne von sich gab. Die kleine Schriftstellerin, die versuchte, mit ihm mit zu singen, konnte man kaum verstehen obwohl ihre Stimme bestimmt viel lieblicher war als die des Barden. Überhaupt fand Roderick die Kleine nicht unansehnlich, vielleicht sollte er sich später noch mit ihr beschäftigen.
Aber zuerst galt es, den verschwundenen Waffen auf die Spur zu kommen. Seinem Orden, den Bärensteinern, waren schon zwei Schwerter und fünf Dolche abhanden gekommen. Das konnte so nicht weiter gehen. Eine Töpferwarenverkäuferin stand schon im Verdacht, da sie einem anderen Händler mehrer Waffen angeboten hatte als er danach fragte, obwohl der nächste Schmied recht weit weg wohnte. Und dann war da noch dieses Zahori Pack, das den ganzen Tag vor seinem Zelt herum lungerte. Denen war doch alles zuzutrauen.
Am Anstrengensten bei diesen Nachforschungen hatte sich jedoch der Edle Herr von Sterz heraus gestellt, der ständig dumme Fragen stellte und an den Fähigkeiten von Rodericks Ordensmeister Felian von Bärenstein und dem Bärensteiner Orden zweifelte. Dies tat er zwar nicht direkt, aber Roderick verstand schon die Spitzen, die der „edle Herr“ ständig dem Herrn Felian zuwarf.
Jaahahaa, Männer mit Bärten…“, jaulte der Barde.
Jetzt reichts mir aber!“, sagte Roderick und stopfte Fred kurzerhand den Apfel in den Mund, den er gerade essen wollte. Fred schaute recht verdutzt, aber dafür war jetzt wenigstens Ruhe.
Du solltest lieber ein Gedicht, das dem ‚werten’ Herrn von Sterz gerecht wird, schreiben als hier rumzukrakeelen.“, sagte Roderick während Fred vom Apfel abbiss.
In diesem Moment trat die Frau des Travia Geweihten an den Tisch.
Darf ich mich setzen?“
Aber sicher doch. Für die Gattin von ihro Gnaden haben wir natürlich immer ein Plätzchen frei.“
Auch ein wenig mehr? Denn ich möchte sehen, ob die Karten zu uns sprechen und ein wenig Aufklärung in diese dunklen Geschehnisse bringen.“
Sofort begannen die Bärensteiner auf dem Tisch Platz zu schaffen und gespannt beobachtete Roderick, wie Frau Herdmann die Karten in einem Kreis auslegte. Sie runzelte die Stirn, machte ein düsteres Gesicht und begann schließlich zu sprechen.
Die Hauptkarte zeigt den Erzdämon und seht, er hat seine Hörner in die Mitte gerichtet. Etwas Böses lauert hier, vermutlich im Wald, worauf der Satyr hinweist. Rondras Schwert zeigt uns, dass es weitere Kämpfe geben wird. Jedoch ist es auf dem Kopf – die Kämpfe werden nicht Rondragefällig sein. Gegenüber steht Peraine – ihre Hilfe wird gebraucht werden. Und seht ihr diese Karten hier? Es wird einen Verrat geben – wir werden alle zum Narren gehalten. Mit Erz hat es wohl zu tun, viel Erz. Und schließlich wird Efferd uns zürnen und wir werden dagegen Schutz brauchen.“
Diese letzte Aussage verwunderte Roderick allerdings nicht, wenn er so aus dem Fenster heraus schaute, denn dort ballten sich am Himmel dunkle Wolkenmassen zusammen. Was den Rest betraf – mehr Kämpfe – auch kein Wunder, denn gleich wollten die Bärensteiner ausrücken, um endlich dieses vermaledeite Orklager im Wald dem Erdboden gleich zu machen. Und Erz? Nun, dass mussten die gestohlenen Waffen sein, nur wer war es, der sie zum Narren hielt?
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Junge mit blickte hektisch durch den Raum.
Hat einer von euch die Alchemisten gesehen? Der Händler Jussafa ist vermutlich von einem Dolch vergiftet worden!“
Auch das noch, dachte Roderick, jetzt verschwinden nicht nur die Waffen, sondern kehren auch noch giftig zurück. Das kann ja heiter werden.




Der Barde


„Jan und Hein und Claas und Pit, die haben Bärte, die fahren mit.“
Gut gelaunt klimperte Fred auf seiner Ukulele und sang sein Lieblingslied. Nach all diesen furchtbaren Ereignissen wie den Orkangriffen, die sogar einmal durch die Burg kam, weil der Weibel der Burgwache ein Verräter gewesen war und den vielen vergifteten Händlern, war nun endlich mal etwas Schönes geschehen, denn die Schankmagd Brajane war soeben den Traviabund mit einem der Zöllner eingegangen. Schön, dass es trotz dieser dunklen Zeiten noch Liebe in der Welt gab. Die Zeremonie war trotz des unbeständigen Wetters und so ernster Angelegenheiten wie der Gerichtsverhandlung gegen den Maraskaner, in der Fred kurz zuvor noch hatte aussagen müssen, wirklich sehr schön gewesen. Nur glückliche Gesichter und das Strahlen des frischgebackenen Ehepaares hätte glatt die Praiosscheibe eifersüchtig werden lassen können, wenn sie sich denn gezeigt hätte. Gleich würde man einem alten Brauch nachgehen und das Ehepaar aus seinem Liebesnest reissen, worauf Fred schon voller Vorfreude wartete.
Los, kommt, es ist so weit. Die beiden Liebenden hatten genug Zeit. Kommt alle mit und wir stehlen die Liebste!“, kündete Frau Herdmann, die Frau des Travia Geweihten an.
Fred sprang sofort auf und schloss sich der Meute an. Als sie jedoch die Tür zum Schlafgemach des frischgebackenen Ehepaares erreicht hatten, war diese verschlossen und alles rufen, klopfen und rütteln half nicht. So entschloss man sich, hinten herum zu gehen und durchs Fenster zu steigen. Diese stand zwar tatsächlich offen, doch in dem Zimmer war keine Spur der Liebenden zu sehen. Sofort machten sich verschiedene Leute daran, die Spuren um das Haus rum zu untersuchen.
Sie sind in den Wald!“, rief schließlich ein Elf und sofort machten sich alle dorthin auf.
Am Steinkreis machten Fred, Delilah und Rahjala, die gemeinsam ausgeschwärmt waren, eine grausige Entdeckung. Der Ehemann lag dort erstochen mit seinem eigenen Dolch, ein Buch in der Hand. Die Magierin nahm sofort das Buch an sich und begann es zu untersuchen, während die Schriftstellerin, sagte, dass sie Hilfe holen wolle.
Ich nehm weiter die Verfolgung auf!“, rief Fred und schlug sich ins Unterholz.
Recht unwegsam war das Gelände hier und als Fred schon überlegte, wieder umzukehren, entdeckte er plötzlich etwas zwischen den Bäumen. Er hielt kurz inne. Das konnte nicht sein. War das etwa ein Greif? Schnell löste sich Fred aus der Starre und jagte dem Wesen hinterher. Es war nicht einfach, ihm durch das dichte Unterholz zu folgen, aber schließlich schien das Wesen an einem Ort zu verharren. Als Fred sich vorsichtig näherte, sah er, wie der Greif auf einer kleinen Lichtung an einem Baum zu lehnen schien. Langsam pirschte er sich heran, doch das Geschöpf regte sich nicht. Schließlich nahm Fred all seinen Mut zusammen, erhob die Ukulele zum Schlag und betrat die kleine Lichtung. Der Greif regte sich immer noch nicht und jetzt erkannte Fred auch warum: Es handelte sich um ein Kostüm. Bei näherer Untersuchung konnte Fred ein Holzkästchen neben dem Kostüm finden, aber gerade als er es öffnen wollte, trat der Bannstrahler der Inquisition zwischen den Bäumen hervor.
Ich glaube, das nehme ich an mich.“, sagte er und nahm Fred das Kästchen aus der Hand.
Ein wenig ärgerlich ließ Fred es los. Zu gerne hätte er gewusst, was sich in dem Kästchen befand, aber gegen den Bannstrahler konnte er wohl nichts sagen.
Ihro Gnaden wird auch gleich hier sein.“, verkündete der Bannstrahler und missmutig trat Fred gegen einen Stein und schaute ihm nach, wie er einen kleinen Abhang herunter rollte. Aber was war das? Es sah aus, als würde dort unten jemand liegen. Neugierig trat Fred näher. Das war doch die Schankmaid! Er beschleunigte seinen Schritt und als er bei ihr angekommen war, überprüfte er sofort ihren Puls. Gut, sie lebte noch. Fred bemerkte wie jemand hinter ihn trat. Schon wieder dieser Bannstrahler und diesmal hatte er auch noch ihro Gnaden im Gepäck.
Was geht hier vor?“, fragte der Praios Geweihte.
Ich weiß es nicht,“ antwortete Fred. „Sie scheint bewusstlos zu sein.“
In diesem Moment schlug Brajane die Augen auf und ihr glasiger Blick richtete sich sogleich auf den Praios Geweihten. Schneller als erwartet packte sie einen Stein, erhob sich und machte Anstalten, den Geweihten anzugreifen. Der Bannstrahler war jedoch schneller und hielt sie fest.
Lasst mich! Ich muss tun, was er sagt! Lasst mich!“, heulte Brajane auf, fiel aber sogleich wieder in Ohnmacht.
Ich glaube, wir sollten sie zurück zur Burg bringen.“, sagte der Geweihte.
Sogleich hob der Bannstrahler die Schankmaid hoch, als ob sie nichts wiegen würde und schritt voran.
Fred überlegte, ein Wanderlied anzustimmen, aber als er seine Laute packte und zum Gesang ansetzen wollte, blickte ihn der Praios Geweihte so böse an, dass er es doch lieber bleiben ließ. 




Der Praios Geweihte

Ihro Gnaden Schelacharias Angrist von Riebeshoff stand mit den anderen elf Auserwählten im Kreis um das Bett der bewusstlosen Schankmaid herum. Seitdem sie im Wald gefunden worden war, war sie nicht wieder aufgewacht und die Heiler hatten festgestellt, dass sie sich in keinem guten Zustand befand. Jedoch war es nötig, sie zu befragen, da der Baron entführt worden war und alle Hinweise auf die Schankmaid deuteten. Es hieß, dass nicht mehr viel Zeit sei und er des Todes wäre, wenn er nicht innerhalb der nächsten Stunde gefunden würde. So war ein Magier auf die Idee gekommen, in Brajanes Seele zu reisen, um sie dort zu befragen und hatte zwölf Menschen verschiedenster Profession ausgewählt.
Plötzlich wurde Schelacharias schwarz vor Augen und als er sie wieder öffnete, befand er sich in einer Welt voller Farben, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Er und seine elf Gefährten standen in der Hütte Hansgars, die jedoch merkwürdig verzerrt schien. Hinter einem Tisch stand die Schankmaid, das Gesicht in den Händen verborgen, und rechts von ihr Hansgar. Plötzlich tauchte wie aus dem nichts ein grausig aussehendes Wesen mit verzerrtem Totenschädel und schwarzen, wallenden Gewändern auf und ließ sein schreckliches Lachen erklingen.
IHR WÜRMER; WAS WOLLT IHR HIER? VERSCHWINDET ODER IHR WERDET DES TODES SEIN! SIE GEHÖRT MIR!“, dröhnte die unnatürliche Stimme des Dämons.
Nein, mein ist sie.“, erwiderte Hansgar. „Mein für immer und ewig!“
Keiner von euch beiden soll sie haben!“, rief Schelacharias. „Brajane, wend dich ab vom Bösen und kehr zurück ins Licht!“
Der Dämon lachte auf.
OH NEIN SIE GEHÖRT MIR! UND DIESEN BEFREIUNGSVERSUCH WERDET IHR NUN MIT EUREM LEBEN BEZAHLEN!“
Der Dämon zog sein Knochenschwert und im nächsten Moment erschienen schwarze Schatten, die ebenfalls Waffen gezückt hatten. Sofort brach ein Kampfgetümmel los und obgleich die Gefährten versuchten, die Wehrlosen im Hintergrund zu halten, war dies schwierig zu bewerkstelligen, denn die bösen Gestalten verschwanden einfach und tauchten an anderer Stelle wieder auf.
Praios, sende uns dein Licht und deine Kraft!“, rief Schelacharias und ein goldener Lichtstrahl schoss aus seinem Zepter und vertrieb einen der Schatten. Auch seine Mitstreiter taten ihr bestes sich gegen die dunklen Mächte zu verteidigen und schließlich verschwanden die Schatten und Brajane stand wieder alleine zwischen Hansgar und dem Dämon, die weiter um ihre Seele rangen.
Lass ab von der Dunkelheit und kehr zurück in Licht!“, rief Schelacharias.
Lasst uns beten!“
Und Schelacharias begann ein Gebet des Gotts des Lichts an, in das seine Gefährten mit einstimmten. Der Chor der Betenden wurde immer lauter, so dass die übernatürliche Stimme des Dämons kaum noch zu hören war. Schließlich blickte Brajane langsam auf und als sich ihr Blick mit dem Schalacharias traf, wusste er, dass er sie zurück gewonnen hatte. Die Manifestation des Bösen löste sich auf und auch Hansgar schien keine Macht mehr über sie zu haben. Brajanes Blick klärte sich als ob sie aus einem langen Schlaf erwachen würde. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung machte sich Schrecken auf ihrem Gesicht breit.
Was habe ich nur getan?“, rief sie verzweifelt.
Du warst in der Dunkelheit gefangen, doch nun bist du ins Licht zurück gekehrt.“, sagte Schelacharias erschöpft.
Ich…wie konnte das nur geschehen? Ihr müsst ihn retten! Er ist in der abgebrannten Bäckerei im Dorf…eilt euch, ihr habt nicht mehr viel Zeit!“
Das werden wir tun.“, sagte Schelacharias. „Aber kehre du mit uns zurück. Deine Seele ist nun befreit!“
Nein, ich kann nicht. Die Schuld, die ich auf mich geladen habe. Ich habe Euch angegriffen…die Händler vergiftet…meinen…“, Brajane schluchzte, „…meinen Mann getötet als er mich nicht mehr bei diesen dunklen Machenschaften unterstützen wollte…rettet den Baron! Ich werde zu meinem Mann gehen…Geht! Eilt euch!“
Bei diesen Worten wurde Schelacharias wieder schwarz vor Augen und als er sie öffnete, fand er sich auf dem Boden liegend.
Schnell zur alten Bäckerei. Dort ist er gefangen!“, keuchte Schelacharias und erhob sich gestützt von seinem treuem Bannstrahler.




Die Zahori


„Jetzt fangt endlich an!“, rief Oriana lachend.
Der Baron und der Ordensmeister der Bärensteiner tänzelten um einander herum. Nach den vielen Spitzen, die die Bärensteiner durch den Edlen Herrn von Sterz hatte ertragen müssen, hatte Felian von Bärenstein ihn endlich zum Duell gefordert. Von Sterz hatte als Waffe ein Rapier gewählt, jedoch war der Baron an von Sterz’ Stelle getreten, da sich der Edle bei einem Versuch des Imman Spiels den Fuß verletzt hatte. Es versprach ein amüsantes Duell zu werden, denn keiner der beiden Duellanten schien recht zu wissen, wie man mit einem Rapier umgeht.
Bis zum zweiten Blut also.“, rief der Baron.
Bis das der erste lacht!“, antwortete Felian von Bärenstein.
Die Menge lachte. Es war schön nach all diesen furchtbaren Ereignissen wieder einmal herzlich lachen zu können. Glücklicherweise konnte der Baron letzte Nacht unverletzt aus der Bäckerstube befreit werden, in den ihn die Schankmaid verschleppt hatte. Diese hatte jedoch nicht mit ihren Taten leben können und war ihrem Ehemann gefolgt. Eine traurige Geschichte, doch waren sie so nun wenigstens wieder vereint.
Auch die Sache mit Rumbarick und der Koboldkönigin hatte sich nach viel Schabernack und Sticheleien erledigt, denn endlich war die alte Frau zum Lachen gebracht worden und somit die Wettschulden beglichen.
Nach all diesen aufwühlenden Ereignissen hatte Oriana sogleich die Flammen befragt, die nun eine ruhigere Zeit voraus sagten.
Am meisten freute Oriana jedoch, dass trotz aller Verdächtigungen niemand hatte aufdecken können, was mit den verschwundenen Waffen geschehen war, denn so blieb ihren Gefährten zumindest diese Einnahmequelle erhalten.
Ha ha, das habt Ihr Euch so gedacht.“, triumphierte Felian von Bärenstein und parierte einen Angriff des Barons. „Nehmt das.“
Und tatsächlich hatte der Ordensmeister den Baron am Arm getroffen, dessen Ärmel sich jetzt rot färbte. Die Menge applaudierte.
Nun ist wohl eine Entschuldigung eurerseits fällig.“, rief Felian von Bärenstein dem Edlen Herrn von Sterz zu. Dieser verbeugte sich sogleich vor dem Ordensmeister und entschuldigte sich in aller Förmlichkeit. Danach schwang er sich wortlos auf sein Pferd und ritt davon.
Ja, vielleicht sollten auch die Zahori so langsam weiter ziehen…     





Rafin Rosenrausch

Wie konnte das nur sein? Er zählte doch erst 35 Götterläufe und war auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Wie konnten ihm die Götter das nur antun?
Am Hofe des Königs von Andergast hatte er seine Künste als Barde präsentieren dürfen und dann war ihm einfach schwarz vor Augen geworden. Seitdem war er bettlägerig gewesen und selbst die besten Ärzte vermochten nicht zu sagen, um welche Krankheit es sich handelte. Jedoch fühlte Rafin, dass Borons Hand schwer auf ihm lastete und das er nicht mehr viele Tage auf Dere verweilen würde.
Dann hatten die Götter ihm aber doch noch einen letzten Segen gestattet und ihm Rahjala geschickt, die aus der glühenden Liebe mit Vivien Eslebon entstanden war als er nicht viel mehr Götterläufe gezählt hatte als Rahjala jetzt.
Trotz all den edlen Damen und hübschen Mädchen, die Rafin auf seinen vielen Reisen nicht nur mit seiner Rosenlaute beglückt hatte, hatte er Vivien nie so richtig vergessen können. Oft hatte es Momente gegeben, in denen er sich vorgestellt hatte, dass die Maid in dessen Armen er gerade lag, Vivien sei. Jedoch hatte Rafin damals noch mehr vom Leben gewollt. Er hatte sich danach gesehnt in den angesehnen Häusern und an den großen Höfen zu spielen, wobei eine Familie wohl hinderlich gewesen wäre. So hatte Rafin sich zwischen Karriere und Liebe entscheiden müssen und hatte es bisher selten bereut. Bis jetzt, wo er sich wünschte, in den Armen einer Frau zu liegen, der er wirklich etwas bedeutete.
Als Rahjala ihm erzählt hatte, dass Vivien vor kurzem durch ein schreckliches Unglück auch ihr Dasein auf Dere verlassen hatte, war er zuerst bestürzt gewesen, doch dann dachte er, das es nun, nach seinem bisherigen doch recht erfolgreichen Leben vielleicht an der Zeit war, seine wahre Liebe wieder aufzusuchen.
Rahjala schien seine Abenteuerlust geerbt zu haben, denn sie erzählte ihm viel von ihren Abenteuern, die sie bisher erlebt hatte. Gerade war sie mit Eduard Beorson von Grimmeneck, einem Adeligem und dessen Barden Frederico Raphael Edmundo Duarte nach Thorwal unterwegs, um sich dort ein Sportspektakel anzuschauen. Die Regeln des Spiels klangen wahrlich barabarisch – nun Rafin hatte sich nie so ganz mit den rauen Sitten der Thorwaler anfreunden können und um Thorwal meist einen Bogen gemacht, aber Rahjala musste wohl ihre eigenen Erfahrungen machen.
Rafin war sehr erfreut gewesen als Rahjala im erzählte, dass sie durch Frederico ihre Liebe zur Musik entdeckt hatte und er ihr nun das Lautespiel beibracht. Rafin hatte darauf bestanden, den Barden persönlich kennenzulernen. Der Junge hatte wahrlich Talent, aber die lächerlich kleine Laute, die er mit sich führte, erntete von Rafin nur einen verächtlichen Blick.
So beschloss Rafin, seine letzten Tage auf Dere damit zu verbringen, seiner Tochter den Umgang mit seiner Rosenlaute, die einzige, die ihm stets treu gewesen war, beizubringen. Auch übergab er ihr sein Liederbuch, in dem es noch einige Seiten zu füllen gab.